Ein Höhepunkt der FEHR-Jahrestagung in Wiesbaden vom 11. bis 13. September war der Festabend, bei dem FEHR-Präsident Stefan Ehinger die Umsetzung eines Masterplans forderte, um Deutschland wieder in die Spur zu bringen. Er bemängelte, dass häufig nur Einzelmaßnahmen diskutiert würden, bei denen sich jeder Betroffene – subjektiv zu Recht – benachteiligt fühlt. Er zeigte sich davon überzeugt, dass die Mehrheit der Deutschen auch zu schmerzhaften Reformen bereit wäre, wenn sie das Gefühl hätte, dass jeder seinen Beitrag leistet.
Wiesbaden, 13.09.2025: Zur Jahrestagung des Fachverbands Elektro- und Informationstechnik Hessen / Rheinland-Pfalz (FEHR) in Wiesbaden vom 11. bis 13. September sind über 175 Teilnehmer aus dem elektro- und informationstechnischen Handwerk zusammengekommen. Neben einer Fachtagung, einem Abend für den Vorstand und der Mitgliederversammlung, hat der Festabend lange Tradition. Auf dem Programm standen diesmal auch die Prämierung erfolgreicher Auszubildender bei den Deutschen Meisterschaften der E-Handwerke sowie bei den Landeswettbewerben, die Verabschiedung des langjährigen Geschäftsführers Thomas Klisa in den Ruhestand, einige besondere Ehrungen und das 100-jährige Jubiläum des Fachverbands und seiner Vorgängerorganisationen. Zu letzterem wurde eine Festschrift mit der Verbandsgeschichte und ihren Meilensteinen präsentiert.
Verlässliche Politik nötig
In seiner Eröffnungsrede betonte FEHR-Präsident Stefan Ehinger: „Seit mehr als 100 Jahren steht das elektro- und informationstechnische Handwerk für Fortschritt und Verlässlichkeit. In Zusammenarbeit mit der Politik muss nun ein Masterplan umgesetzt werden, der weit über die Energiewende hinausgeht, um Deutschland wieder in die Spur zu bringen.“
Stefan Ehinger nahm dafür die Politik in die Pflicht: „Neben der vom E-Handwerk angebotenen Zusammenarbeit mit der Politik und der Umsetzung des Masterplans geht es auch darum, Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Politik und ihrer Entscheidungen wiederzuerlangen. Dies sind maßgebliche Kriterien, die den Erfolg einer Regierung ausmachen. Werden Versprechungen oder Vereinbarungen, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen, nicht eingehalten, leidet insgesamt das Wählervertrauen.“
Energiewende nur mit digitaler Transformation
Der FEHR-Präsident machte weiter deutlich: „Die Umsetzung eines umfassenden Energiewendekonzepts wird nur unter Nutzung der digitalen Transformation und kluger, weitreichender Entscheidungen gelingen. Für unternehmerische Planungssicherheit und Investitionsentscheidungen sind insbesondere verlässliche Rahmenbedingungen essenziell. Mit anderen Worten: Strom muss für alle günstiger werden, damit wir unsere Energiewende solide voranbringen können. Denn niedrige Strompreise sind das wichtigste Signal für die Elektrifizierung.“
Besonders hob Stefan Ehinger das Thema Stromsteuer hervor: „Aus der noch im Koalitionsvertrag angekündigte Senkung der Stromsteuer für alle ist bisher nichts geworden. Stattdessen sollen nun nur Industrie und Landwirtschaft von sinkenden Strompreisen profitieren. Das hat durchaus Signalwirkung, denn klare Preissignale, wie sie damals im Koalitionsvertrag angekündigt wurden, sind essenziell. Eine klare Senkung für alle könnte zukünftig Investitionsimpulse freisetzen und dazu beitragen, dass der Transformationsprozess hin zu einem klimaneutralen Deutschland erfolgreich verläuft.“
Der ZVEH-Präsident beleuchtete in seiner Rede auch weitere Gründe für fehlendes Vertrauen in die Politik: „Bisher ist von der neuen Bundesregierung noch kein tragfähiges Energiewendekonzept zu sehen. Stattdessen werden alte Eckpfeiler über Bord geworfen – etwa die Einspeisevergütung für kleine Photovoltaik-Anlagen oder das Gebäudeenergiegesetz – ohne, dass etwas Konkretes dafürsteht. Das verunsichert – uns als Handwerk, die Investoren und die Verbraucher gleichermaßen. Die Kritik ist deutlich: Widersprüchliche Signale und fehlende Konzepte. Das hemmt Investitionen und zerstört Vertrauen. Wir fordern deshalb eine stabile Ordnungspolitik mit klaren CO₂-Preis-Pfaden, verlässlicher Kommunikation und einer abgestimmten Energiewende-Roadmap, an der wir alle entlangbauen können.“
Festrede Kaweh Mansoori
Als hochrangiger Vertreter der Politik war der hessische Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori zu Gast, der in seiner Rede daraufhin wies, dass die Gestaltung der Zukunft nur im gemeinsamen Schulterschluss von Politik und Wirtschaft gelingen werde. „Die großen Aufgaben unserer Zeit wie die Energiewende, Digitalisierung oder auch das bezahlbare Wohnen sind ohne das Elektrohandwerk nicht denkbar“, so Mansoori. Deshalb setze die Landesregierung auf klare Entlastungen wie etwa durch Bürokratieabbau, digitale Verfahren und standardisierte Prozesse, um den Betrieben die notwendige Luft zu verschaffen und sich auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren zu können.
„Das Elektrohandwerk ist für mich nicht nur ein technischer, sondern insbesondere auch ein gesellschaftlicher Fortschrittsmotor. Insbesondere das Engagement des Handwerks im Bereich der dualen Ausbildung ist elementar, denn der Fachkräftemangel ist keine abstrakte Debatte, sondern schon heute in nahezu jedem Betrieb Lebenswirklichkeit. Mir ist es ein persönliches Anliegen, das Handwerk bei der Ausbildung junger Menschen zu unterstützen – und das nicht nur mit Worten, sondern mit konkreten Maßnahmen. Ein Beispiel: Die Meisterausbildung ist in Hessen kostenfrei. Wer Verantwortung übernehmen will, soll keine Hürden spüren – sondern Rückenwind.“
Ehrung Deutsche Meisterschaft der E-Handwerke
Alljährlich werden bei der Jahrestagung vom FEHR auch Auszubildende der Landesebene für Hessen und Rheinland-Pfalz geehrt, die bei den Deutschen Meisterschaften in den E-Handwerken erfolgreich waren. Beim Festabend wurden zwei Teilnehmerinnen und ein Teilnehmer besonders gewürdigt: David Vogel aus Schönenberg-Kübelberg errang in seinem Ausbildungsberuf Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik neben dem Landessieg in Rheinland-Pfalz ebenfalls mit einer Goldmedaille den Bundessieg.
Die Silbermedaille bei den Deutschen Meisterschaften gewannen Lisa Kraus aus Gutweiler als rheinland-pfälzische Landessiegerin im Ausbildungsberuf Informationselektronikerin mit Schwerpunkt Bürosystemtechnik sowie die hessische Landessiegerin Miriam Fey aus Rodgau in ihrem Ausbildungsberuf Informationselektronikerin Schwerpunkt Geräte- und Systemtechnik.
Über 30 Jahre Geschäftsführer: Abschied von Thomas Klisa
Am Festabend wurde auch der langjährige FEHR-Geschäftsführer Thomas Klisa mit der goldenen Verbandsnadel mit Urkunde geehrt und in den Ruhestand verabschiedet. Er leitete den Fachverband mehr als 30 Jahre. Thomas Klisa begann vor rund 35 Jahren als Justiziar bei der Kreishandwerkerschaft Vorderpfalz in Ludwigshafen und übernahm zum 1. Juli 1995 im damaligen Landesinnungsverband in Rheinland-Pfalz – einem Vorgänger des FEHR – die Geschäftsführung. In seiner Dienstzeit hat er als hauptamtlicher Geschäftsführer sechs Landesinnungsmeister bzw. Präsidenten mit juristischem Know-how unterstützt und war maßgeblich daran beteiligt, den Fachverband zu einem modernen und starken Dienstleister für die dem Verband angeschlossenen Innungen und Mitgliedsbetriebe auszubauen. In seine Zeit fiel die Fusion der beiden Verbände aus Hessen und Rheinland-Pfalz zum FEHR sowie der Neubau der FEHR-Geschäftsstelle in Wiesbaden-Delkenheim.
Ehrung und besonderer Dank
Der Obermeister der Innung Wiesbaden-Rheingau-Taunus Klaus Besier wurde mit der silbernen Verbandsnadel mit Urkunde ausgezeichnet. Er ist seit 1997 Vorstandsmitglied der Innung Wiesbaden und seit 2020 ihr Obermeister. Besonders liegt Klaus Besier die Ausbildung junger Menschen am Herzen, was er durch eigene Ausbildung im Unternehmen sowie jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit als Prüfer bei der Gesellenprüfung und dem Leistungswettbewerb auf Landesebene unter Beweis stellt. Auf Bundesebene ist er ergänzend als Entsandter in die Normungsgremien der DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE aktiv.
Ein besonderer Dank in Verbindung mit einer Urkunde wurde an Gerd Schimmelfennig für seine über 20-jährige Tätigkeit als Vorsitzender des Landes-Installateur-Ausschusses (LIA) Hessen / Rheinland-Pfalz ausgesprochen, die am 4. September kurz vor der FEHR-Jahrestagung durch Neuwahlen für das Amt endete. Gerd Schimmelfennig blickt auf eine lange, erfolgreiche Tätigkeit zurück: So hat er bereits die silberne Ehrennadel am 19. Juni 1998 des Verbands aus Rheinland-Pfalz sowie die goldene Ehrennadel am 4. Mai 2018 des FEHR erhalten. Eine weitere bedeutende Ehrung war die Ernennung zum Ehrensachverständigen der Handwerkskammer Koblenz anlässlich seines 80. Geburtstag im Oktober 2023. Er konnte auf 40 Jahre Tätigkeit als dienstältester Sachverständiger zurückblicken. In dieser Zeit hat er 750 großen Gutachten erstellt. Eine herausragende Leistung, über die unter anderem auch die Deutsche Handwerkszeitung (DHZ) berichtete.
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